Stadtgeschichte
Das Waiblinger Stadtgebiet umfasst das Untere Remstal, von der Stadtgrenze zu Fellbach im Westen, zu Kernen im Süden schließt es Beinstein im Osten und Bittenfeld im Norden ein. Menschliche Siedlungsspuren sind in diesem Gebiet für die vergangenen 7.000 Jahren nachweisbar. Der Waiblinger Raum war Teil des schon damals vergleichsweise dicht besiedelten Neckarlandes.
In der Grenzzone des Römischen Reiches
Zwischen 155 und 260 n. Chr. war das Land Teil der Grenzzone des Römischen Reiches. Noch heute sind die Reste von mehreren römischen Gutshöfen („villae rusticae“) zu sehen. Die Römer siedelten auf der südlichen Remsterrasse und nördlich der Stadt. Bei Beinstein wurde eine römische Handwerkersiedlung ausgegraben: Töpfer produzierten dort Tafelgeschirr und Gebrauchskeramik, die in einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern vertrieben wurden.
Urkundliche Ersterwähnung: 885
Aus der folgenden frühalemannischen Siedlungszeit sind die Funde im Waiblinger Gebiet spärlich. Vom 5. bis ins 7. Jahrhundert hinein gibt es keine Siedlungsnachweise mehr, dafür mehrere Gräberfelder mit ihren für die Zeit charakteristischen, reichhaltigen Beigaben.
Die vermutlich erste schriftliche Erwähnung des Ortsnamens Waiblingen verdanken wir einer karolingischen Urkunde: Kaiser Karl III. stellte sie im August 885 in einem Königshof („curta imperiali“) namens „Vueibelingan“ aus. 887 und 908 folgen weitere urkundliche Nennungen. Von da an erfahren wir nichts mehr über Königshof oder Gut Waiblingen, bis 1080 der salische Kaiser Heinrich IV. eine Reihe von Schenkungen an die Kirche zu Speyer und ihre Domherren beurkundet: Am 14. Oktober übergibt er Güter in Waiblingen und Winterbach. 1086 folgt eine weitere Schenkung von Gütern in Beinstein. Diese Übertragungen dienten der salischen Memoria, der Vorsorge für das herrschaftliche Seelenheil.
Die "Heinriche von Waiblingen"
Erneut schweigen die Quellen zu unserem Raum bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts. Nur einmal taucht der Name Waiblingen in dieser Zeit auf, in einer Weise, die bis heute Rätsel aufgibt: Otto von Freising stellt um 1157 in seinen Gesta Frederici („Taten des Kaisers Friedrich I.“) zwei im Reich bekannte Familien einander gegenüber, die „Heinriche von Waiblingen“ und die „Welfen von Altdorf“ (heute Weingarten). Die „Heinriche“, das sind die salischen Kaiser, Heinrich III., IV. und V. mit ihrem Vorfahren, Konrad II. Warum Waiblingen in diesem Zusammenhang namensgebend wurde, ist noch nicht geklärt. Ende des 12. Jahrhunderts fanden die Bezeichnungen den Weg nach Italien: „Ghibellinen“ und „Guelfen“ wurden zu italienischen Parteinamen.
Die württembergische Oberamtsstadt
Im 13. Jahrhundert integrierten die Württemberger Grafen der Raum Waiblingen nach und nach in ihre entstehende Landesherrschaft. Die Siedlung Waiblingen entwickelte sich zur Stadt, eine der ältesten Württembergs. 1291 siegelte die Stadt das erste Mal selbst. Das Siegelmotiv der drei Hirschstangen, bis heute offizielles Emblem der Stadt, leitete sich vom Wappen der Württemberger ab. Im selben Zeitraum wurde wohl, vielleicht von der benachbarten Burg Remseck aus, gegen Ende der 1280er Jahre ein „Niuwe Waibelingen“ gegründet, das sich im Besitz des Heiligen Römischen Reiches befand – die heutige Ortschaft Neustadt. So berichten es die Sindelfinger Annalen. Schon vorher hatte an dieser Stelle eine Burg gestanden. Ob man hier wirklich von einer Gegengründung sprechen kann, ist allerdings noch nicht erwiesen. Der Ort Bittenfeld wird 1225 (mit Bezug auf 1185), Hegnach 1282 das erste Mal urkundlich erwähnt. Hohenacker ist ab 1350 nachweisbar.
Als Amts-, später Oberamtsstadt war Waiblingen früh ein zentraler Verwaltungsstandort für die umliegenden Orte und mit dem Markt ein wirtschaftlicher Mittelpunkt der näheren Umgebung. Im Schloss, dessen Keller sich noch unterhalb des Rathauses befindet, wohnten hauptsächlich württembergische Beamte. Doch auch mehrere Grafenkinder erblickten hier im 15. Jahrhundert das Licht der Welt – einem Jahrhundert reger Bautätigkeit: Bis 1490 erhielt die Äußere Kirche (heute Michaelskirche) ihre heutige Größe, zwischen 1496 und 1510 entstand das Nonnenkirchle und wahrscheinlich wurde um 1488 die Innere Kirche (Nikolauskirche, heute St. Helena und Konstantin) umgebaut. 1491 stockten die Waiblinger der Beinsteiner Torturm auf und erweiterten die äußere Stadtmauer.
Im Dreißigjährigen Krieg kam es zu einer verheerenden Katastrophe: 1634 brannten spanisch-kaiserliche Truppen Waiblingen völlig nieder. Aus den Trümmern entstand innerhalb der alten Stadtmauern die heutige Altstadt im barocken Stil. Sie ist heute Teil der Deutschen Fachwerkstraße und ein besonderes historisches Ensemble in der Region Stuttgart.
Von der Ackerbürgerstadt zum Industriestandort
Jahrhundertelang war Waiblingen eine Ackerbürgerstadt. Wichtiger Meilenstein für die wirtschaftliche Entwicklung war der Bau der Remsbahn 1861. Wenig später folgte 1876 die Murrtalbahn. Die Stadt streckte sich nun weit über ihre alten Grenzen hinaus, neue Straßenzüge und Viertel wurden innerhalb weniger Jahrzehnte gebaut. Die Industrialisierung verlieh Waiblingen ein neues Gesicht.
Die Tradition der Oberamtsstadt setzte sich im 20. Jahrhundert fort: 1962 wurde Waiblingen Große Kreisstadt und blieb auch nach der Bildung des neuen Rems-Murr-Kreises 1973 Sitz des Landratsamtes. Mit der kommunalen Gebietsreform wurden Beinstein 1971, Bittenfeld, Hegnach, Hohenacker und Neustadt 1975 eingemeindet – das ausgedehnte Stadtgebiet entstand. Heute ist es Teil der pulsierenden Metropolregion Stuttgart.
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