Junge Stadt in alten Mauern
Aktenstapel Stadtarchiv

Geschichte und Aufgaben

Vergangenheit in der Gegenwart für die Zukunft bewahren

Das Stadtarchiv Waiblingen ist das Gedächtnis der Stadt. Es übernimmt, erschließt und sichert amtliches Schriftgut mit bleibendem Wert. Dazu prüfen wir alle in der Verwaltung anfallenden Unterlagen auf ihre historische Bedeutung. Außerdem sammeln wir weiteres für die Geschichte und Gegenwart bedeutsames Material und dokumentieren so die Vielfältigkeit der Stadtgesellschaft. Die erschlossenen Bestände werden, soweit sie keinen Sperrfristen unterliegen, allgemein nutzbar gemacht. Das Stadtarchiv fördert die Erforschung und die Kenntnis der Stadtgeschichte.

Die Anfänge des Stadtarchivs Waiblingen

Ursprünglich sind Archive entstanden, um Unterlagen aufzubewahren, die nicht mehr täglich gebraucht wurden, aus Gründen der Rechtssicherung oder für administrative Zwecke aber eine dauerhafte Bedeutung hatten. Auch Waiblingen ist sicher mit der allmählichen Entstehung einer Stadtgemeinschaft und den sich ausweitenden administrativen Aufgaben ein Archiv gebildet worden. Konkret wird städtisches Schriftgut erstmals in den Berichten über die Stadtzerstörung in Folge des Dreißigjährigen Krieges im September 1634 erwähnt: Die Lager-, Steuer- und Güterbücher, die Rechnungsbände und Besitzurkunden wurden beim Stadtbrand und den anschließenden Plünderungen vernichtet. Dieses Schriftgut bildete die Grundlage der Ermittlung herrschaftlicher und städtischer Einkünfte, es stellte einen wesentlichen Pfeiler für die Ordnung des Gemeinwesens dar. Eine der wichtigsten Aufgaben des neuen Vogts Wolfgang Zacher (eingesetzt 1638) war daher die Neuanlage der Steuerbücher. Aus der Zeit vor 1634 blieben in Waiblingen nur die Bürgermeisterrechnungen 1613-1626, 19 Urkunden (heute Best. U) ab 1472 (teilweise in Abschrift) sowie einige ältere Verträge erhalten.

Das älteste noch vorhandene Archivregister (Repertorium, drei Bände) stammt aus dem Jahr 1796 und wurde von Dr. Friedrich Wilhelm Ludwig Theuß (1767-1828) angelegt, Stadtschreiber von Waiblingen 1794-1819. Ihm oblag die Pflege nicht nur der laufenden Registratur, sondern auch der älteren Bestände. Ein zweites Repertorium wurde 1845 erstellt.

Im September 1875 konnte das neue Rathaus in der Kurzen Straße bezogen werden, der Vorgängerbau des heutigen Verwaltungssitzes. Zeitgleich wurde ein neues Repertorium über das Archiv im neuen Rathaus angelegt. Vermerke späterer Registratoren zeigen, dass es lange in Gebrauch war.
Im 19. Jahrhundert fanden umfangreiche Aktenaussonderungen statt, die auch aus heutiger Sicht wertvolles historisches Material, etwa die Inventuren und Teilungen bis 1750 oder die Güterbücher von 1639, vernichteten. 


Das Stadtarchiv im 20. Jahrhundert...

Der erste Archivpfleger, den die Stadt eigens für das Stadtarchiv im Juni 1939 bestellte, war der Kaufmann Erich Rummel (geb. 1898 in Haspe/Westfalen, gest. 1969 in Waiblingen). Er übernahm die Aufgabe ehrenamtlich gegen eine jährliche Aufwandsentschädigung. Schon seit einigen Jahren betreute er die „Heimatsammlung“ des Heimatvereins, die seit 1937 im Heimatmuseum im Nonnenkirchlein zu sehen war. 1931 war Rummel als Handlungsbevollmächtigter des Norddeutschen Lloyd nach Waiblingen gekommen. 1964 wird er im Adressbuch geführt als „Heraldiker und Genealoge“, zudem war er als Kreisarchivpfleger tätig.

Ein erstes umfassendes Archivverzeichnis, bis heute Grundlage des ältesten Bestandes (Best. A), erstellte Regierungsrat a. D. Eduard Leibbrand, ein ehemaliger Finanzbeamter und 1921-1933 Leiter des Waiblinger Finanzamtes, nach Sichtung und Ordnung des Archivs im Rathaus ab 1935. Das Verzeichnis erschien unter dem Titel „Die Gemeinderegistraturen des (alten) Kreises Waiblingen“ 1939 als Heft 15 in der Reihe „Württembergische Archivinventare“, herausgegeben von der württembergischen Archivdirektion im Kohlhammer-Verlag Stuttgart. Es umfasst die Akten und Urkunden, die bis 1959 im Gewölbe des Kleinen Kastens in der Kurzen Straße 31 untergebracht waren, allerdings summarisch und noch ohne genaue Signaturen. Vermutlich in den ersten Kriegsjahren des Zweiten Weltkriegs ließ der damalige Bürgermeister Alfred Diebold den Bestand mit Nummern versehen, die heute noch als Signatur verwendet werden. Hinzu kamen die nicht erschlossenen Akten auf der Bühne des 1957 abgerissenen Rathauses und in der Scheuerngasse, insgesamt etwa 250 laufende Meter (lfm., die Maßeinheit für Archivgut, entspricht der Menge auf einem Regalbrett), sowie die Zeitungsbände ab 1838 und die Archivbücherei.

1959 bezog das Archiv im neuen Rathaus drei Räume im ersten Untergeschoss. Zweiter ehrenamtlicher Archivpfleger wurde der Lehrer Wilhelm Glässner (geb. 1912 in Frankfurt/Main, gest. 1992 in Waiblingen). Er kümmerte sich rührig um die Bestände, sammelte ergänzend Dokumentationsmaterial und verfasste neben zahlreichen Zeitungsartikeln einige Festschriften aus dem Archivmaterial. Außerdem gab er die Reihe „Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Waiblingen“ (1978-1986, drei Hefte und sieben Sonderhefte) heraus. Seine umfassende Materialsammlung zur Stadtgeschichte bildet heute den Bestand SGL.

Der erste hauptamtliche Archivar, Josef Breitung, wurde zum 01.01.1988 eingestellt. Eine seiner vordringlichsten Aufgaben bestand zunächst darin, das Stadtarchiv als Teil des damaligen Hauptamtes wieder stärker in die Verwaltung einzubinden. 1991 erhielt das Stadtarchiv eine Archivordnung für die rechtliche Grundlegung seiner Arbeit. Das Archivgut war bis 1988 auf insgesamt 760 lfm. angewachsen. Bereits zu Beginn der 1990er Jahre wurde im Stadtarchiv die EDV-gestützte Erschließung eingeführt.

... und bis heute

Nach der Eröffnung der Galerie STIHL Waiblingen 2008 wurde die Leitung von Archiv und Museum vereinigt und bis August 2016 übernahm der Historiker und Archivar Dr. Uwe Heckert die Aufgabe. Mittlerweile liegt der Umfang des Archivgutes, die in den Rathäusern liegenden Ortschaftsbestände eingeschlossen, bei etwa 2.000 lfm.