Junge Stadt in alten Mauern
Titelfoto Automatisiertes Fahren in Waiblingen

Chancen und Herausforderungen

Fahrerlose Busse als Chance für Ausbau des ÖPNV

Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen schätzt, dass bis 2030 aufgrund der anhaltenden Alterung der deutschen Bevölkerung (demographischer Wandel) ca. 50 Prozent der aktuell im Öffentlichen Personennahverkehr Beschäftigten altersbedingt ausscheiden werden. Gleichzeitig sollen bis 2030 ein Drittel mehr Busse und Bahnen als heute unterwegs sein. Dafür brauchen die Verkehrsunternehmen mehr Personal – vor allem im Fahrdienst. Bereits heute sind über die Hälfte der im ÖPNV Beschäftigten im Fahrdienst tätig (VDV 2018).

Abb. Heute im Öffentlichen Personenverkehr beschäftigte Personen

Kreisdiagramm zur Verteilung der rund 151.000 Beschäftigten im ÖPV. Hiervon sind 87.000 im Fahrdienst tätig, 37.000 im Technischen Dienst und 27.000 in der Verwaltung
Quelle: (VDV 2018)

Sobald ein komplett fahrerloses Fahren technisch und rechtlich umsetzbar ist, könnte trotz zukünftig sinkender Beschäftigtenzahl das Angebot aufrechterhalten werden. Weiterhin könnten Busunternehmen davon profitieren, dass weitaus weniger Personalmittel benötigt werden, um eine Buslinie wirtschaftlich rentabel zu unterhalten.

Fahrerloser Busverkehr bietet mit der Reduktion des Kostenfaktors Personal verschiedene Möglichkeiten zur Verbesserung der ÖPNV-Qualität für die Nutzerseite. So können mit fahrerlosen Buslinien unter anderem bedarfsorientierte Angebote bereitgestellt werden, die beispielsweise nachts oder am Wochenende unterwegs sind. Weiterhin können in dünn besiedelten Gebieten häufigere Fahrten, dafür in kleineren Fahrzeugen, angeboten werden. Gleiches gilt für die Feinverteilung – die sogenannte „letzte Meile“ – bzw. Zubringersysteme an Hauptachsen.

Durch den Erkenntnisgewinn im Reallabor auf den Straßen des Gewerbegebietes Ameisenbühl soll u.a. ein Beitrag zum Erreichen eines fahrerlosen Busverkehrs geleistet werden.

Ein möglicher Vorteil, der weniger für den ÖPNV gilt, sondern für den Gesamtverkehr, ist die Aussicht, durch die Etablierung autonomen Fahrens im Straßenverkehr die allgemeine Anzahl an Verkehrsunfällen zu senken. Ein hoher Anteil der Unfälle im Pkw-Verkehr ist auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen (Winkler 2015). Auch wenn bisher keine belastbaren Aussagen getroffen werden können, wäre eine Reduktion von Verkehrsunfällen durch autonomen Verkehr denkbar.

Zunehmender motorisierter Individualverkehr als Herausforderung

Die fortschreitende Entwicklung autonomen Fahrens birgt allerdings auch das Risiko einer Zunahme des motorisierten Individualverkehrs, also Fahrten mit dem eigenen Pkw. Der Vorteil einer effektiven Nutzung der Fahrzeit, die bisher ausschließlich dem ÖPNV obliegt, oder ein Wegfall des Aufwandes der Parkplatzsuche würden somit auch für den eigenen Pkw gelten. Zudem könnte mit einem verbreiteten Besitz von autonomen Pkw die Anzahl an Leerfahrten zunehmen, etwa bevor einzelne Personen an individuellen Standorten abgeholt werden.

Eine Steigerung der Pkw-Fahrten hätte wiederum negative Effekte wie eine Zunahme von Treibhausgasemissionen, eine erhöhte Verkehrsbelastung auf den Straßen und damit verbundene Staus.
Unabhängig davon, ob die Technologie im Busverkehr oder im eigenen Auto angewandt wird, sind noch verschiedene Herausforderungen zu bewältigen. Beispiele sind technologische Fragestellungen (systemseitiges Einschätzen aller Verkehrssituationen, fehlerlose Software), praktische Fragestellungen (Verkehrsraumumgestaltung) oder rechtliche Fragestellungen (Haftung und Versicherung).

Daher gilt es, rechtzeitig Strategien zur Umsetzung autonomen Fahrens im öffentlichen Personennahverkehr zu erforschen und zu erproben, um die bestehenden Vorteile des ÖPNV weiter auszubauen und im Wettbewerb mit dem Autoverkehr konkurrenzfähig zu werden bzw. zu bleiben.

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